am 14.07.2023 - 09:22 Uhr
Richtig ist: Die Formulierung von BACtwin-Vorgaben erfordert einen nicht unerheblichen Planungsaufwand. Dieser wird jedoch von damit verbundenen Effizienzgewinnen mehr als wettgemacht. Zu beobachten ist, dass Hersteller proprietärer Lösungen sich schwer damit tun, dafür eingetretene Pfade verlassen zu müssen und eigene Lösungen zu Gunsten einer Standardisierung im Sinne der Bauherren zu erweitern. Aber die Vorteile des BACtwin für Bauherren bei Neubau, Sanierung, Betriebsführung und Management sind bedeutend. Nicht nur, dass der BACtwin-Vorgaben festlegt, die ohnehin in jeder Ausschreibung erarbeitet werden müssen, er schafft vor allem auch die Grundlage zur Digitalisierung von Prozessen rund um das Facility- und Asset-Management.
Abbildung 1 zeigt die Schritte auf dem Weg zum Einsatz künstlicher Intelligenz, um Gebäude nachhaltiger und kosteneffizienter zu betreiben. Klar ist: Ohne interpretierbare Daten gibt es keine Digitalisierung geschweige denn den Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Vor allem, um die Energieeffizienzziele von Bundesregierung und Europäischer Union zu erzielen, ist der Beitrag der Gebäudeautomation unverzichtbar - sowohl für den Gebäudebestand als auch für Neubauten. Der energieeffiziente Gebäudebetrieb ist daher neben Sicherheit, Komfort und Barrierefreiheit ein wesentliches Ziel der Gebäudeautomation.
Neben der Schaffung der Grundlagen zur Digitalisierung bietet der BACtwin auch einen erheblichen Kostenvorteil auf Seite der Management- und Bedieneinrichtung (MBE) und des Energiemanagementsystems (EnMS). Dieser ergibt sich durch Einsparungen, um Gebäudeautomationsmanagement-Funktionen einzurichten. Diese liegen nach Berechnungen der ICONAG bei bis zu 55% der Kosten für eine herstellerneutrale Management- und Bedieneinrichtung (MBE) mit Energiemanagementsystem (EnMS).
Als zentrales Werkzeug des Gebäudeautomationsmanagements stellt die MBE nicht nur die Anlagenbedienung sowie Managementfunktionen wie Alarm- und Ereignismanagement, Zeitplanmanagement, Trendmanagement, Audit-Trail, Energiemonitoring und Energiecontrolling sicher. Auch ihre Rolle als Datenschnittstelle der Gebäudetechnik zu Fremdsystemen wird immer wichtiger, insbesondere im Kontext von Betriebssicherheit, Energieeffizienz (EU-Taxonomie) und Wirtschaftlichkeit sowie von Dokumentationspflichten. Nicht zu vernachlässigen sind ferner Vorteile beim ESG-Reporting (Environmental Social Governance), beim Betrieb von IT-Systemen und bezüglich deren Sicherheit.
Damit wird die MBE oder Gebäudeleittechnik (GLT) zu einer technischen Grundlage der Digitalisierung von Prozessen rund um das Facility-und Asset-Management von Gebäuden. Über die Schnittstellen der MBE können beispielsweise Ticketsysteme, CAFM-Systeme (Computer Aided Faility Management) und ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) auf die Gebäudetechnik zugreifen. Gleiches gilt für Systeme zum technischen Monitoring, für Analysetools, Business Intelligence Tools, Reportingsysteme und vieles mehr.
Abbildung 2: Struktur der Gebäudeautomation nach VDI 3814 Blatt 1 "Gebäudeautomation"
Damit die Daten und Funktionen der Gebäudeautomationssysteme genutzt werden können, müssen diese interpretierbar sein. Dies gilt sowohl für zugreifende Fremdsysteme als auch für die MBE-Funktionen selbst. Voraussetzung dafür ist eine einheitliche Adressierung über ein Benutzeraddresssystem, das häufig auch einfach Anlagenkennzeichnungsschlüssel (AKS) genannt wird. Wenn zum Beispiel das unter der Regie des VDI entwickelte und vom Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen (AMEV) weiterentwickelte Adressierungssystem im BACtwin Anwendung findet, stehen die Schnittstellenfunktionen der MBE unmittelbar nach Einlesen der Datenpunkte aus den BACnet-Systemen zur Kommunikation mit Fremdsystemen zur Verfügung.
Die Gesamtkosten der Gebäudeautomation setzen sich etwa zu 93% für die Raum- und Anlagenautomation und zu 7% für das herstellerneutrale Gebäudeautomationsmanagement samt Energiemanagement (MBE und EnMS) zusammen. Der mit rund 85% größte Teil der MBE/EnMS-Kosten sind Engineeringkosten.
Abbildung 3: Kostenanteil des Gebäudeautomationsmanagements
Der BACtwin zeigt nicht nur den Weg in echte Herstellerunabhängigkeit, er ist auch ein wichtiges Werkzeug zur Digitalisierung der Facility- und Assetmanagement-Prozesse. Insgesamt trägt er zur deutlichen Reduktion der Entstehungskosten der Gebäudeautomation bei.
Die ICONAG MBE (Management- und Bedieneinrichtung)-Software wurde als B-AWS (Bacnet Advanced Workstation) nach der aktuellen BACnet Revision 19 zertifiziert. |
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