Inhalt:
- Was ist der BACtwin?
- Wie funktioniert der BACtwin
- Herzstück des BACtwin - Das Benutzeradressierungssystem (BACtwin BAS)
- Was bedeutet der BACnet für die Digitalisierung des technischen Gebäudemanagements
- Was muss ich als Bauherr bzw. Betreiber von Liegenschaftsportfolios tun, um den BACtwin einzuführen
Was ist der BACtwin?
Der BACtwin ist ein Datenmodell, das es ermöglicht, die Funktionen der Gebäudeautomation herstellerübergreifend einheitlich zu beschreiben und als offene, abstimmungsfreie Schnittstelle zur Verfügung zu stellen. Es wurde vom Arbeitskreis der Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen (AMEV) entwickelt und im April 2024 als AMEV-Empfehlung Nr. 174 veröffentlicht.
Insbesondere in Immobilienportfolios werden im Zeitverlauf über die unterschiedlichen Bau- und Sanierungsphasen eine Vielzahl von Funktionen umgesetzt, die für einen energie- und kosteneffizienten Betrieb der Gebäude relevant sind. Hierzu zählen beispielsweise vielfältige Funktionen in den Gewerken Heizung, Klimatisierung, Belüftung, Beleuchtung, Beschattung oder Verbrauchserfassung, die häufig in jedem Bauabschnitt neu definiert und mit unterschiedlichster Digitaltechnik verschiedenster Hersteller umgesetzt werden. Dadurch wird ein übergreifendes technisches Management der Gebäude und die Digitalisierung von Reporting- und Managementaufgaben sehr aufwändig bzw. unmöglich.
Das BACtwin-Datenmodell bietet Bauherrn und Betreibern die Möglichkeit, ihren Planern und Auftragnehmern in Neubau- und Renovierungsprojekten eindeutige Vorgaben für die Umsetzung der Gebäudeautomation zu machen. Damit stellen sie sicher, dass die Funktionen der eingebauten Technik in Bezug auf das übergreifende technische Management eindeutig, logisch und maschineninterpretierbar adressiert werden können.
Durch diese Vorgaben wird die Grundlage geschaffen, dass z. B.
abstimmungsfrei möglich werden. Darüber hinaus wird die vorgabenkonforme Ausführung der Gebäudeautomation 100% maschinell prüfbar, was zu einer deutlichen Qualitätssteigerung führt.
Wie funktioniert der BACtwin
Der BACtwin beschreibt die Funktionen der Gebäudeautomation, indem er Aggregate, Baugruppen und Anlagen typisiert und diese hinsichtlich ihrer Ausstattung mit GA-Funktionen in Form von BACnet-Objekten inklusive deren Properties standardisiert. Dafür wird festgelegt und sichergestellt, dass gleiche Anlagen immer mit den gleichen BACnet-Objekten und deren Eigenschaften ausgestattet werden, unabhängig vom Planer, Systemintegrator oder Hersteller.
Grundlage dafür sind die BACnet-Objekt-Templates, die der AMEV im Vorfeld bereits entwickelt hatte. Diese definieren einen Standard-GA-Funktion mit Hilfe eines BACnet-Objekts inklusive der vom BACtwin festgelegten Eigenschaften des Objektes, den BACnet-Properties. In den Properties werden z.B. Einheiten, Grenzwerte für Temperaturen, Alarmbedingungen etc. festgelegt. Für jedes Standard-Aggregat werden die entsprechenden GA-Funktionen festgelegt. Die Standard-Aggregate werden dann nach dem Baukastenprinzip zu Baugruppen und Anlagen zusammengebaut.
Da diese GA-Funktionen dann eindeutig, logisch und maschineninterpretierbar adressiert werden können, können werden sie maschinell überprüfbar und können abstimmungsfrei für Drittanwendungen genutzt werden.